Mit dem Myelom im Gepäck, eine richtungsweisende Seminar-Reihe der Multiple Myelom Selbsthilfegruppe

Published by Martina Esberger on

Mit Achtsamkeit durchs Leben mit dem Myelom

Nach zwei Jahren der Abstinenz von persönlichen Meetings trafen sich 15 PatientenInnen und Angehörige zum ersten Seminar der Reihe „Mit dem Myelom im Gepäck durchs Leben“ in der wunderbaren Kulisse der Tiroler Berge. Das Thema des ersten Seminars befasste sich mit Achtsamkeit und Schmerz.

Die Multiple Myelom Selbsthilfegruppe hatte dafür das Seminarhaus Grillhof oberhalb von Innsbruck ausgesucht, ein perfekt ausgestattetes Haus mit atemberaubendem Blick auf die Nordkette der Tiroler Alpen. In einem von einer Glasfront umgebenen Seminarraum, lauschten und übten die TeilnehmerInnen 2,5 Tage wie mit der Erkrankung achtsam umgegangen und wie den bei vielen PatientInnen immer wieder auftretenden Schmerzen mit Achtsamkeitsübungen begegnet werden kann.

Auf der Basis der seit Jahrzehnten erprobten und wissenschaftlich untersuchten Methodik der beiden im klinischen Setting entwickelten Programme Mindfulness-Based Stress Reduction von Jon Kabat-Zinn und Breathworks von Vidyamala Burch wurde ein spezifisch auf Multiple Myelom PatientInnen zugeschnittener Workshop entwickelt. Wissenschaftlich fundierte Informationen zur Funktionsweise des Gehirns, des Atemapparats und des Atems, die Entstehung von Schmerzbildern, sowie positive Erkenntnisse über leichte Bewegung bei Erkrankung und einer wohlüberlegten Kräfteeinteilung wurden als Impulsvorträge präsentiert. Begleitet wurden die Informationen von im Alltag leicht anwendbaren Meditations-, Achtsamkeits- und Bewegungsübungen. Ein wichtiger Aspekt war der erfahrungsbasierte Austausch und die Reflexion in der Gruppe nach den einzelnen Übungen.

Meditation

Durch die Bewusstwerdung der Interaktion zwischen Körperwahrnehmung, dem Atem und die Rolle der Gedanken, Emotionen und Gefühle wurde klar wie stark wir selbst unsere Reaktionen auf Symptome und Schmerzen in der Hand haben. Gerade im Zusammenhang mit dem Multiplen Myelom ist der Umgang mit Schmerzen und Unbehagen eine große Herausforderung für viele PatientInnen.

Morgendliche Meditationen in der Natur im Stehen, im Gehen und einfache Yoga-Übungen brachten Lebensenergie in den Körper. Leicht durchführbare Atem-Übungen, um den Bauchraum und alle Teile der Lunge zu beatmen, wurden mit großem Interesse aufgenommen. Die Bedeutung positiver Dinge im Leben und seien sie noch so unbedeutend, wurde als Ausgleich zum eingebauten Negativitätsbias im Gehirn betont. Kurze Atem- und Mitgefühlsbetonte Übungen zeigten Wege auf, wie unmittelbar auf Unangenehmes körpernah eingegangen werden kann, mit einer sanften Berührung an der Stelle, mit Akzeptanz oder mit einer Zuwendung über den Atem.

In vertrauensvoll freundlicher Atmosphäre nutzten die TeilnehmerInnen auch die Gelegenheit zum aktiven Erfahrungsaustausch beim Essen und in abendlichen Gesprächsrunden beim gemütlichen Zusammensitzen. Besonders schätzenswert fanden die TeilnehmerInnen neben der schönen Naturumgebung, die intime Atmosphäre einer kleineren Gruppe, sowie den zeitlichen Rahmen eines Wochenendseminars, der einen intensiveren Austausch und Reflexion, als bei kürzeren Veranstaltungen mit Frontalvorträgen ermöglichte.

Weitere Seminare zu „Unser Leben als Paar“ und „Der Alltag mit dem Myelom – was macht das mit mir?“ finden im Juli und im September statt. Eine Fortsetzung der Seminarreihe im kommenden Jahr ist angedacht.

Geleitet wurde das Seminar von der erfahrenen Achtsamkeitstrainerin Dr. Martina Esberger-Chowdhury, selbst Angehörige und langjährige Pionierin von Patientenorientierten Projekten in Österreich. Multiple Myeloma SH-Gruppe 

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